Die Möglichkeiten der filmischen Inszenierung erweitern so unsere Sicht auf die Welt und auf uns, und zwar jenseits der Repräsentation von Welt und Gesellschaft, indem sie über sie hinausweisen. Das vorliegende Buch von Marcus Stiglegger leistet dies ebenfalls. Es lädt die Leser:innen ein, die ausgetretenen, sicheren Pfade des Diskurses über Filme zu verlassen, und uns affizieren zu lassen. Die Lektüre eröffnet uns neue Sichtweisen nicht nur auf Filme, sondern auch auf uns selbst. Mehr kann man von einem Buch, das sich theoretisch und methodisch mit Filmen befasst, nicht erwarten. Prof. Dr. Lothar Mikos
Die Seduktionstheorie definiert den Film im weiteren Sinne als ein Medium der Verführung, basierend auf dem französischen Begriff der séduction. Es handelt sich um einen von kontinentaler Philosophie und klassischer Filmtheorie geprägten theoretischen Ansatz, mit dem ein dreistufiges Analysemodell verknüpft ist. Das Buch führt in die theoretischen Grundlagen ein und stellt anhand unterschiedlicher klassischer und aktueller Beispiele aus der Filmgeschichte mögliche Analyseansätze vor.
Diesen Ansatz entwickelte ich seit 2000 kontinuierlich weiter. 2006 erschien der Band „Ritual und Verführung“ (Bertz + Fischer), der die Seduktionstheorie einem bereiteren Publikum vorstellte. In den folgenden Jahren diskutierte ich den Ansatz auf zahlreichen Tagungen und Filmveranstaltungen, nutzte ihn als Basis von Seminaren, bis ich 2019 von meiner Lektorin Frau Emig-Roller gefragt wurde, ob man dazu nicht ein Lehrbuch machen könnte. Während der Pandemie sichtete ich das über die Jahre neu entstandene Material und systematisierte es im Sinne einer Aktualisierung und kritischen Revision des Ursprungskonzepts. Das Ergebnis ist „Film als Medium der Verführung“, die Einführung in die Seduktionstheorie. Ich möchte mich herzlich bei all jenen Menschen bedanken, die an der Entstehung mit Rat und Tat beteiligt waren, vor allem Sebastian Seidler, der die Ansätze unablässig fachlich mit mir diskutierte.