Neues Interview zur Erinnerungskultur

Bild: Sandra Hüller als Hedwig Höß und Imogen Kogge als ihre Mutter Linna Hensel und den kindern in einer Szene des Films «The Zone Of Interest» (undatierte Filmszene). Foto: -/Leonine/dpa – ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Film und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

„Kann man sechs Millionen Menschen gleichzeitig gerecht werden? Kann eine Kunstform eine Katastrophe fassen, für die man selbst keine angemessenen Worte findet? Seit über 80 Jahren versucht die Kunst, die industrielle Massenvernichtung durch die Nationalsozialisten zu verarbeiten. Doch es bleibt bei Versuchen. Dem Film kommt dabei eine gesonderte Rolle zu, ist er doch in der Lage, die Gräueltaten zumindest theoretisch in ihrer Gänze zu zeigen. Doch jeder Film, der sich mit dem NS-Holocaust beschäftigt, ruft Diskussionen hervor. Zuletzt wurde „The Zone of Interest“ des britischen jüdischen Regisseurs Jonathan Glazer rege diskutiert, mit dem Auslands-Oscar prämiert, von Wis­sen­schaft­le­r:in­nen seziert und von Kul­tur­jour­na­lis­t:in­nen kritisiert. Dabei geht die Debatte weit über die Feuilletons hinaus.“ Martin Seng

„Kann es überhaupt einen Film geben, der die Shoah in all ihren Facetten abbildet? Wohl von Haselberg und Stiglegger sind sich einig, dass es diesen Film niemals geben kann. „Es gibt aus meiner Sicht nicht den einen absoluten Erinnerungsfilm, der alles leisten kann und muss“, meint Wohl von Haselberg. Stiglegger stimmt ihr zu: „Dieses Ereignis historisch in seiner Gänze durch nur einen Film fassbar zu machen, halte ich für völlig illusorisch.“ Die Diskussion rund um „The Zone of Interest“ begrüßen beide, denn „letztlich zeigt diese Debatte auch das moralische Engagement, das die Menschen in dieses Thema investieren“, so Wohl von Haselberg. Dass die Opfer durch das Ausblenden im Film relativiert werden, sieht Stiglegger nicht: „Es ist kein Defizit des Films, dass er die Perspektive der Täter einnimmt. Und die Opfer sind natürlich indirekt präsent, sei es durch die Tonspur oder durch die Aufnahmen im Auschwitz Museum am Schluss.““ Martin Seng, Lea Wohl von Haselberg, Marcus Stiglegger, zit. n.:

Kinofilme über den Holocaust: Filme für sechs Millionen – taz.de

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